Freitag, 7. März 2008
austen. jane austen.
ich bin also seit drei tagen in jeder minute, die ich bei bewußtsein bin, am husten, und wenn ich sage husten, dann meine ich ein brutales, aus dem tiefsten kommemdes bellen, das einem angst und bange wird. heute ist der erste morgen, an dem ich mal ein bisschen ruhe habe, fühle mich aber immer noch wie auswurf.

jedenfalls kann ich in so einem zustand nichts anderes machen als lesen. nachdem ich mir eine absolut wundervolle kurzgeschichtensamlung von oscar wilde zu gemüte geführt hatte (mein lieblingsautor), nun also 'mansfield park' von jane austen.
ein kleiner epischer klops im vergleich zu den überschaubaren anderen werken (eines ihrer letzten drei spätwerke, 1814 geschrieben, da war sie 36).

die 'heldin' ist die eher unscheinbare, ängstliche und gesunheitlich angeschlagene fany price, die als kind zu den reichen verwandten nach mansfield park kommt, die ihr eine erziehung und education angedeihen lassen wollen um gleichzeitig die überforderte mutter zu entlasten (die hat noch neun andere bälger und unter ihrem stand geheiratet...).
fanny knüpft vertrauensvolle bande mit dem zweitältesten sohn des hauses, ihr anderer cousin und die zwei cousinen (allesamt älter), werden ihr auch zunehmend vertraut, aber nicht so sehr wie eben edmund, der ihr zartes gemüt erkennt und ihre persönlichkeit fördert.
ab hier is ja schon mal klar, wer am schluss heiraten wird (gähn). aber bis dahin gibt es noch viele verzweigungen und täuschungen sind zu überwinden.
edmund verliebt sich ein eine frau, die dann aber doch mehr an geld interessiert ist und auch nicht ganz seinen moralischen und wertemaßstäben entspricht.
fanny wird auch von einem jungen mann (dem bruder der angebeteten von edmund) umworben, der sich eigentlich erst ein spiel daraus machen will, sie in sich verliebt zu machen, doch dann:
"Fanny's attractions increased - increased two-fold; for the sensibility which beautified her complexion and illuminated her counternance was an attraction in itself. He was no longer in doubt of the capabilities of her heart. She had feeling, genuine feeling. It would be something to be loved by such a girl, to excite the first ardours of her young, unsophosticated mind! She interested him more, than he had foreseen."
so kann's gehen.

fany prices gutmenschentum hätte also den armen jungen mann vor seinen fehltritten bewahren können, aber sie läßt sich nicht blenden, lehnt den heiratsantrag ab, der typ haut dafür mit ihrer cousine (verheiratet! ein skandal!) ab und seine schwester offenbart ihr wahres gesicht, weshalb der gute edmund auch geheilt ist und sie endlich auf den letzten seiten zueinander finden.
dazwischen jede menge sittenproträts und hausbeschreibungen.

nun ja, jane austen ist down mit den guten mädchen und nicht mit denen, die sagen' I want to be the girl with the most cake'.

ich mag ja pride and prejudice lieber: witzigere dialoge, schärfer beobachtet, straffer geschrieben, und vor allem, eine frauenfigur, die nicht so passiv ist, die richtige fehler macht, die frech ist und die einen wirklichen wandel durchmacht (und ihr macker auch).*
hier sind fanny und ihr edmund immer nur gut und rein und streng moralisch und machen immer das richtige - sie folgen ihrem herzen, und das ist eben gut, rein und blablabla...
und was denkt edmund: "She was of course only too good for him; but as nobody minds having what is too good for them, he was very steadily earnest in the pursuit of the blessing (...)"
nun ja, aber janes motto ist und bleibt, wie es in berlin an einer hauswand steht: nur die liebe zählt. und das in einer zeit, in der eben wegen geld geheiratet wurde, wiederum ein statement.

die geschichte um den ehebruch und das flüchtende pärchen (die natürlich nicht glücklich werden...) hätte mich aber auch interessiert ;)
aber ich hab ja noch ein paar austen bücher vor mir.
für die abgründigeren stories aus dem 19. jahrhundert verweise ich dann wieder zurück an oscar wilde, den alten verschwender.


* (übrigens die einzig wahre, gelungene austen verfilmung, wie ich finde, von vorne bis hinten perfekt, ihr gelingt es wirklich die wichtigen austen motive und themen einzubinden, eine genuine filmsprache zu entwickeln, eine großartige filmmusik (im grunde immer nur ein und dasselbe stück), sehr gute darsteller , finde aber witzigerweise hier die synchronisierte fassung stimiger, denn ich mag die stimmern von keira und dem d'arcy-darsteller nicht so...)

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